 | Historie der Marienverehrung
Bereits im Neuen Testament wird deutlich, daß Maria als Mutter Jesu nicht nur als geschichtliche Person eine Rolle spielt, sondern für den Glauben eine darüber hinausgehende Bedeutung hat. Von Lukas wird sie in den ersten beiden Kapiteln seines Evangeliums mit dichterischen Worten als eine von Gott begnadete Frau beschrieben, die durch Demut, Gehorsam und Vertrauen auf Gott Vorbild des Glaubens sein kann: Ich will ganz für Gott dasein. Es soll so geschehen, wie du es gesagt hast, antwortete sie auf die Ankündigung des Engels, daß sie Jesus zur Welt bringen soll (Lukas,38). Sie behielt und bewegte in ihrem Herzen alles, was mit Jesus geschah, auch wenn sie es nicht ganz verstehen konnte (Lukas 2,19 und 51). Nach dem Tod Jesu, den sie wahrscheinlich miterlebt hat (Johannes 19,25f.), gehörte sie in Jerusalem zur ersten christlichen Gemeinde (Apostelgeschichte, 14; Urchristentum).
Von der Volksfrömmigkeit wurde Maria zunehmend als Gottesmutter und Vermittlerin bzw. Fürsprecherin bei Christus und Gott im Himmel verehrt und angerufen. Auf diese Weise bekam das einseitig männlich ausgeprägte Gottesbild eine Ergänzung durch eine weibliche Gestalt.
Die Reformatoren waren nicht grundsätzlich gegen die Verehrung Marias, lehnten aber ihre Anbetung und Anrufung als Vermittlerin ab, weil Jesus selbst schon den Menschen Gott nahe gebracht hat.
Als die römisch-katholische Kirche 1854 den Glauben an die Zeugung Marias ohne Erbsünde (Unbefleckte Empfängnis) und 1950 an die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel zum Dogma erklärte, vertiefte das den Gegensatz zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Aber viele katholische Theologen bemühen sich, diese Dogmen dahingehend zu erklären, daß sie die Bedeutung Jesu für den Glauben nicht schmälern, sondern verstärken sollen. Nicht nur katholische Christen sehen heute in Maria ein Symbol für die Grundhaltung des Glaubens und damit für die Kirche. Marienfeste, besondere Gebete (Gegrüßet seiest du, Maria . . .) und Wallfahrten zu Orten, an denen es Marienerscheinungen oder von Maria bewirkte Wunder gegeben haben soll, und nicht zuletzt die zahlreichen künstlerischen und populären Darstellungen Marias als Statue und auf Bildern sind vielen Menschen eine anschauliche Ausgestaltung und Bekräftigung des christlichen Glaubens (Jungfrauengeburt)
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